Wir bilden uns weiter: Bestattungskosmetik
Aufbahrung ja, aber bitte nicht schminken! – Dieser Satz wird im Rahmen eines Bestattungsgesprächs öfters geäussert. Völlig verständlich. Wer möchte sich schon von einem lieben Menschen verabschieden, dessen Gesicht von einer dicken Schicht Make-up und Puder verfremdet ist. Man kennt das ja zum Beispiel aus Filmen; die Trauernden am offenen Sarg, der Verstorbene zurechtgemacht wie für einen Bühnenauftritt, mit Rouge auf den Wangen und roten Lippen.
Um Schminken geht es bei der Vorbereitung für eine Aufbahrung aber eigentlich gar nicht, sondern eher um Kosmetik. Ein kleiner, aber feiner Unterschied. Das Wort Kosmetik leitet sich ab aus dem Griechischen und meint soviel wie Ordnen, Schmücken, Zieren und umfasst alle Tätigkeiten im Zusammenhang mit Körper- und Schönheitspflege. Wenn ein Mensch stirbt, kann er von den Umständen, die zum Tod führten, mehr oder weniger gezeichnet sein. Lange Krankheit oder ein Unfall hinterlassen auf jeden Fall ihre Spuren. Nach all dem hat, finde ich, auch ein Verstorbener das Recht auf ein wenig Körper- und Schönheitspflege für den letzten, feierlichen Moment des Abschieds.
Unsere Aufgabe als Bestatter ist es die individuelle Persönlichkeit des Verstorbenen mit geeigneten Produkten hervorzuheben. Dabei können Fotos helfen, die von den Angehörigen zur Verfügung gestellt werden. Manchmal genügt bereits eine pflegende Creme, um die Gesichtszüge zu entspannen, eine Bartrasur und das sorgfältige Frisieren der Haare. In anderen Fällen können auch aufwändigere Verfahren zum Einsatz kommen. Thanatopraxie lautet der Fachbegriff für alle Tätigkeiten, die über die einfache hygienische Versorgung eines Verstorbenen hinausgehen und eine ästhetisch ansprechende Aufbahrung gewährleisten. Vor allem in Deutschland befasst sich ein eigener Berufszweig des Bestattungsgewerbes mit Thanatopraxie. Zunehmend wächst aber auch in der Schweiz das Interesse an den zahlreichen Möglichkeiten, die diese Technik bietet.
Am besten ist unsere Arbeit dann gelungen, wenn der Verstorbene ganz natürlich aussieht und die Angehörigen gar nicht merken, dass überhaupt etwas gemacht wurde. Thanatopraktische Techniken, angemessen und behutsam angewendet, erlauben ein würdiges Abschiednehmen. Der positive Ausdruck eines verstorbenen Menschen tröstet und erleichtert das Loslassen, so schmerzhaft dies auch ist. Das Wissen darum motiviert uns, in dieser Hinsicht immer versierter zu werden und uns in Weiterbildungen die nötigen Kenntnisse anzueignen.