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Caprez Bestattungen AG
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Begleiten und loslassen und begleiten

Persönliche Berufsabschlussthemen, Rolf Roider, Heimleiter und Pflegefachmann HF

Nach einer langen oder kurzen heftigen Leidenszeit wird es von einem Moment auf den andern ruhig, alle Massnahmen der letzten Stunden und Tage sind nicht mehr nötig, es ist von einem Moment auf den nächsten eine komplett andere Situation. Die Palliative Care ist abgeschlossen und nun – nun beginnt der Trauerprozess. Als erfahrender Pflegefachmann habe ich fast mein ganzes Berufsleben mit den Themen während der Sterbezeit oder dem plötzlichen Tod meiner Patientinnen und Patienten verbracht. Kurz vor meiner ordentlichen Pensionierung wollte ich nach dem Tod mitgestalten und erfahren, was es bedeutet, Trauernden und Hinterbliebenen beizustehen, erleben, wie der Prozess nach herausfordernden Aufgaben im Sterbeprozess weitergehen kann und den Bogen über die Palliative Care hinaus spannen.

So arbeitete ich nach meinen 45 Jahren in der Pflege für ein knappes halbes Jahr in der Bestattung Caprez in Chur. Im Folgenden schildere ich Situationen aus meinem Alltag in den beiden verschiedenen Situationen, wie sie hätten vorkommen können und nehme Sie mit in je eine Arbeitssituation.

                                                                                                                                             

«Wir bitten dich, schau in Zimmer 843 bei Frau Heftig vorbei! Sie atmet schwer und tief. Wirkt auf uns unruhig und öffnet immer wieder suchend ihre Augen. Sie schläft nur für ein paar Minuten ein und kann sich so nicht entspannen.» Ihre Tochter Susi erträgt es kaum noch und will dennoch bei ihrer Mutter sein: «Vielleicht äussert sie noch einen Wunsch und dann bin ich nicht da?!»

Ich treffe die beiden im Sterbezimmer an. Die Luft ist verbraucht und die müde Tochter Susi sitzt neben ihrer unruhigen Mutter. Sie brauchen nicht ausschliesslich Zuspruch, sondern Antworten auf die Frage: «Können wir nichts tun, um die Situation von Mutter zu verbessern?» Wir lassen frische Luft ins Zimmer. Ich spreche deutlich und sicher mit Frau Heftig und verspreche ihr, etwas tun zu können, damit ihr das Atmen leichter fällt. An die Tochter gewandt: «Wollen Sie einen Moment aus dem Zimmer, etwas trinken oder essen?» Sie willigt ein und wir können uns zusammensetzen und die Situation besprechen. Für die Mutter können wir die verordnete Reservemedikation ausschöpfen, meine Kollegin erledigt dies. Viel erzählt Susi, wie ihre Mutter war. Immer eine starke Frau, eben eine gute Mutter. Sorgte für alle und alles … und es sprudelt nur so und nun dieses Ausgeliefert sein!

Bereits am nächsten Morgen ruft mich die Abteilung erneut an. Frau Heftig durfte in der Nacht ruhig einschlafen und ihre Tochter sei an ihrem Bett gewesen. Sie werde gerne mit mir alle Formalitäten für die Beisetzung besprechen und bringe ihre beiden Brüder mit. Sie kommen um 8:00 h in mein Büro. Schritt für Schritt erkläre ich den dreien, was sie zu erledigen haben und höre erneut Geschichten aus ihrer Kindheit, diesmal auch aus der Sicht der «Buben». Ich bin froh, dass ich sie während dem Gespräch mit dem Team der Bestattung Caprez verbinden kann und weiss gleichzeitig, dass sie während ihrer Trauerzeit in guten Händen sein werden.

                                                                                                                                             

Ich lade mit meinem Kollegen den einfachen Holzsarg in das vorbereitete Auto. Wir sollen im Pflegeheim Sonnengut Herrn Mutig abholen. Er sei letzte Nacht verstorben und noch in seinem Zimmer im 4. Stock. Es ist ruhig in den Gängen des Pflegeheimes, alle Pflegenden sind an ihrer Arbeit. Die zuständige Pflegende für Herrn Mutig erwartet uns jedoch und weist uns Bestatter – mit dem Sarg auf dem Rollwagen – den Weg ins Zimmer. Dort treffen wir auch den müden Sohn von Herrn Mutig und stellen uns mit den üblichen Kondolenzwünschen vor. Es folgt ein ruhiges Einbetten des mageren, von Krankheit gezeichneten Herrn Mutig in den vorbereiteten Sarg. Der Sohn hilft uns dabei. Er hält vorsichtig die Sonntagsschuhe seines verstorbenen Vaters. Sein Gesicht ist von Trauer geprägt. Ruhig nimmt er nochmals Abschied am offenen Sarg. Wir dürfen nun den Sarg schliessen und können einen Termin bei uns in der Bestattung auf den frühen Nachmittag mit ihm abmachen.

Am Nachmittag kommt Herr Mutig Junior – etwas frischer als am Morgen – zusammen mit seiner Frau in die Bestattung am Arcas 13 in Chur, um alles Weitere für die Beisetzung ihres Vaters zu besprechen. Ich staune einmal mehr in meiner 5 – monatigen Zeit als Bestatter, mit welcher Sicherheit und Empathie mein Kollege durch das Gespräch führt. Immer wieder legt er Pausen ein, um eine kurze Diskussion zwischen den Ehepartnern zu ermöglichen, damit auch die Blumen dem Wunsch des Verstorbenen entsprechen, der Kremationstermin geplant und der Pfarrer organisiert werden kann. Wie gut, dass er Zeit lässt, auch Gefühle der beiden aufzunehmen und dadurch eine entspannte, gute Situation ermöglicht. Die Urne darf in aller Ruhe ausgewählt und der Abholtermin festgesetzt werden.

                                                                                                                                             

Ich erlebte, wie der Abschied auf verschiedenste Art und Weise gestaltet werden kann. Mit wieviel Fachlichkeit, Empathie und Handwerk im Beruf der Pflegenden und des Bestatters gearbeitet wird. Die beiden Fachthemen treffen sich, ergänzen sich und vervollständigen eine gute Begleitung beim Sterben und Abschied nehmen eines geliebten Menschen. Sie lassen eine schwere und herausfordernde Lebens – und Sterbesituation besser abschliessen.

Für mich ergänzen sich die beiden Themen. Ich bin überzeugt, dass beide Fachbereiche voneinander wissen sollten, um vertiefter, selbstverständlicher und sicherer in ihrem Fachgebiet stehen zu können.

Ich bin froh, meine aktive Zeit in meinem Beruf mit diesen wertvollen Erfahrungen abschliessen zu dürfen.

Rolf Roider, Heimleiter und Pflegefachmann HF